Liebe Leserinnen und Leser,
keine Frage: Die weltpolitischen Entwicklungen, der Ukraine-Krieg und die dadurch verursachte Energieknappheit überlagern die Fortschritte im Klimaschutz. Es wird dauern, bis – hoffentlich bald – die Waffen schweigen und das volle Augenmerk wieder der Treibhausgas-Reduktion gilt. Das ist schade, denn es tut sich derzeit einiges, bei Großunternehmen ebenso wie bei Privatleuten – wobei sich natürlich schwer abgrenzen lässt, was Reaktion auf Energiepreise ist und was echter Klimaschutz. Sorge machen dabei Entscheidungen, die aus der Not geboren sind, aber das Zurückfahren der fossilen Energieträger auf Jahre hinaus bremsen. Flüssiggas-Importe und teure LNG-Terminals schaffen ökonomische Fakten, die retardierend auf weitere Anstrengungen im Klimaschutz wirken können.
Parallel wird die Bauwirtschaft von einer Flut an kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen für mehr Energieeffizienz überschwemmt. Selbst für Fachleute ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten. Der zweite Trend in diesem Sektor: Die frühere massive Überförderung des Neubaus hat deutliche Schleifspuren in der konjunkturellen Entwicklung hinterlassen. All das zusammen bedeutet: Wir schauen auf ein vor uns liegendes Jahr mit anhaltenden Herausforderungen – aber auch auf eines, das Hoffnung macht.
Die Gründe dafür: Es deuten sich Neuerungen an, die in Richtung eines klimaneutralen Gebäudebestands gehen. Das GEG setzt strengere Mindeststandards für den Neubau, die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) fokussiert sich auf die Sanierung des Bestands und eine ganzheitliche Wärmeplanung soll Einzug in die Kommunen halten. Erfreulich aus Sicht des Öko-Zentrums NRW ist die längst überfällige Integration des Nachhaltigen Bauens in die Fördersystematik: Das Qualitätssiegel nachhaltiges Gebäude (QNG) wird ab 2023 dazu beitragen, dass beim Bauen verstärkt auch die Graue Energie berücksichtigt wird. Hinzu kommt die Einbeziehung des Seriellen Sanierens in die BEG. Sie ist mehr als nur eine Randnotiz: Das von den Niederländern abgeschaute „Energiesprong“-Prinzip kann helfen, eine hohe Qualität zu sichern und - kaum noch verfügbare - Fachkräfte einzusparen. Auch wir werden uns daher in die Etablierung dieses innovativen Ansatzes einbringen.
Langer Rede kurzer Sinn. Es bleibt „anspruchsvoll“ – und es gibt Licht am Ende des Tunnels. Der Unterzeichner und mit ihm das ganze Team des Öko-Zentrums NRW wünscht Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleiben Sie gesund.
Ihr Manfred Rauschen
Geschäftsführender Gesellschafter