wenn mir das jemand prophezeit hätte vor 30 Jahren, als das Öko-Zentrum NRW an den Start ging … Die regenerativen Energien, seinerzeit angefeindet als zu kompliziert, zu teuer und zu unsicher, gelten zusammen mit der Energieeffizienz heute nicht nur als Retter aus der Not der Klimakrise. Nein, sie sind plötzlich das, was sie (leider unbemerkt von vielen Politikern) schon immer waren: „Friedensenergien“. Der Überfall auf die Ukraine ist insofern auch eine „Zeitenwende“ in der Energie-Debatte; er hat diese in einer Weise angefacht, die man es sich vor einigen Wochen noch nicht hätte vorstellen können.
Der Krieg legt zwei Charakteristika der deutschen Energiepolitik bloß, die dringend einer Revision bedürfen: Zum einen haben wir uns viel zu abhängig gemacht von den Gasimporten aus Russland. Putin bekam die benötigten Devisen, wir niedrige Preise. Dieses Zweckbündnis war maßgeblich beteiligt am zweiten Schwachpunkt der Energiepolitik: Deren Fokus lag auf dem Kohleausstieg; das gefühlt saubere Gas blieb währenddessen unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei beweist die halbe Million Gasheizungen, die pro Jahr immer noch eingebaut wurde, wie sehr hier die Energiewende vernachlässigt wurde.
Im Gebäudesektor wirken fast alle Maßnahmen mittel- und langfristig, daher ist vorausschauender Klimaschutz hier umso wichtiger. Umgekehrt lässt sich die Abhängigkeit vom russischen Gas nicht „von heute auf morgen“ reduzieren. Hektische Betriebsamkeit in Berlin tut der guten Sache daher nicht gut. Sie führt dazu, dass vieles, das in unserem Januar-Newsletter stand, schon wieder überholt ist und dass es selbst Fachleuten schwerfällt, Kunden verlässlich zu beraten. Setzen wir auf valide Regelungen in dem angekündigten Osterpaket. Und freuen wir uns bis dahin über die Tatsache, dass Putin zumindest eines geschafft hat: Im Klimaschutz werden noch ein paar Schüppen draufgelegt.
Ihr Manfred Rauschen
Geschäftsführender Gesellschafter