Liebe Leserinnen und Leser,
viele Jahre spielten beim Verkauf eines Hauses drei Kriterien die Hauptrolle: 1. die Lage, 2. die Lage und 3. die Lage. Auf die Energieeffizienz schaute kaum ein Interessent; selbst eine aufwändige energetische Sanierung wurde am Markt kaum, zumindest aber nicht angemessen, honoriert. Wer als Eigentümer eines Hauses damit rechnen musste, dieses in absehbarer Zeit zu verkaufen, hätte als Klimaschützer saniert; als Homo oeconomicus hätte er es lassen müssen. Ja, hätte … – denn das ändert sich gerade, so eine neue Studie.
Die Untersuchung von JLL, einem großen Unternehmen für Gewerbeimmobilien und Investmentmanagement, basiert auf rund 5.000 Angebotsdaten von Mehrfamilienhäusern. Ihr zufolge hat sich seit Beginn des deutlichen Preisanstiegs bei Gas und Öl im Herbst 2021 der Blick auf den Hauskauf verändert. Der Grund: Ein energetisch gut sanierter Altbau ist inzwischen im Schnitt 30 Prozent teurer als ein Objekt, an dem in dieser Hinsicht nichts getan wurde. Auch wenn sich in den letzten Monaten der Anstieg etwas abgeflacht hat, kommt hier eine klare Tendenz zum Ausdruck. Diese lässt noch nicht erkennen, ob sich in der Preisdifferenz schon die realen Werte der Sanierung widerspiegeln. Dennoch ist die Aussage erlaubt, dass sich die Maßnahme auch dann lohnen kann, wenn das Gebäude in Zukunft verkauft oder zumindest nicht mehr selbst genutzt werden wird.
Endlich klare Signale an die Bauwirtschaft, in Richtung Klimaschutz zu agieren, würde man sich auch hinsichtlich der bisherigen Preisentwicklung für fossile Energieträger wünschen. Das würde für die weiterhin grassierende Haltung, entgegen den Zeichen der Zeit doch „noch schnell“ eine neue Öl- oder Gasheizung einzubauen, ein Stoppschild aufstellen.
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Manfred Rauschen
Geschäftsführender Gesellschafter |
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„Booster“ für den Bausektor: Bund plant Erhöhung der BEG-Förderung für Einzelmaßnahmen und weitere Verbesserungen
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Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Das wissen wir spätestens, seit „Trio“-Sänger Stephan Remmler diese Weisheit zum Karnevalshit gemacht hat. Auch für die Anschubhilfen, die die Bundesregierung - O-Ton - „für zusätzliche Investitionen in den Bau von bezahlbarem und klimagerechtem Wohnraum und zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft“ plant, gibt es eine Frist: Sie sollen zwei Jahre lang gelten, von 2024 bis 2025 und verbessern die Konditionen teils erheblich – machen umgekehrt aber auch die Sanierung zum Effizienzhaus weniger attraktiv. Aus den Beschlüssen des „Wohnungsgipfels“ geht hervor, dass die Förderung von Maßnahmen zur energetischen Sanierung temporär von 15 auf 25 Prozent steigen soll (was sich bei Ausschöpfung des iSFP-Bonus jeweils noch um fünf Prozent steigern ließe). Zugleich ist vorgesehen, die steuerliche Förderung um zehn auf dann 30 Prozent zu erhöhen. Ab 2026 sollen dann beide Vergünstigungen wieder auf den jetzigen Stand zurückfallen. Auch bei der in Überarbeitung befindlichen Heizungsförderung strebt der Bund für 2024/25 vorübergehende Änderungen an, nämlich 25 Prozent Klima-Bonus statt 20 sowie eine Ausweitung des Nutzerkreises auf Wohnungsunternehmen und Vermieter/innen. Ob diese Ankündigungen Bestand haben werden, bleibt angesichts der seit Jahren wenig konsistenten Förderpolitik abzuwarten . Angeblich wird über die notwendigen Mittel noch diskutiert, obwohl die Änderungen bereits zum 1. Januar 2024 greifen sollen. So oder so finden Sie alle Neuigkeiten zum BEG – auch die vorgenannten – auf unserer Website. |
Vergleichsrechner zur BEG-Heizungsförderung: Kostenloses Tool wurde aktualisiert
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Mit seinen 69,5 Kilobyte beansprucht es fast keinen Speicherplatz auf dem Rechner, kann für Planende und Mitarbeitende in der Energieberatung aber wertvolle Dienste leisten: das Excel-Tool, das das Öko-Zentrum NRW zur Berechnung der Heizungsförderung entsprechend BEG erstellt hat. Das kostenlose Hilfsinstrument wurde jetzt aktualisiert: Berücksichtigt sind in der neuen Version 1.1 nicht nur die Neuregelungen, die der Richtlinienentwurf für BEG-Einzelmaßnahmen vorsieht, sondern auch Nichtwohngebäude.
Sie können das beliebte Tool wie gewohnt auf unserer Übersichtsseite zur Bundesförderung für effiziente Gebäude herunterladen. Hier der Direktlink zu der Excel-Datei.
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Nachgewiesene Nachhaltigkeit: Energieeffizienz-Expertenliste erhält 2024 neue Kategorie |
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Nichts Genaues weiß man nicht – jedenfalls noch nicht. Aber dass sie kommen wird, die neue Kategorie für Nachhaltigkeit in der Energieeffizienz-Expertenliste (EEE) - und das auch schon in wenigen Wochen - ist nach der Ankündigung der dena sicher. Ab Januar 2024 wird sie in die EEE einziehen, sowohl bei Wohn- als auch bei Nichtwohngebäuden. Wer in dieser Kategorie künftig als Expertin oder Experte gefunden werden möchte, wird eine Qualifikation für die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) nachweisen müssen sowie eine Fortbildung zur Lebenszyklusanalyse (LCA) von Gebäuden (Ökobilanz-Berechnung).
So weit, so klar. Allerdings fehlen derzeit noch konkrete Aussagen zur Eintragung – die Abläufe befinden sich noch in der Abstimmung. Voraussichtlich wird Mitte November ein Infoletter erscheinen, der Details zum weiteren Vorgehen enthält. Bis Ende 2023 soll die neue Kategorie für Energieeffizienz-Expertinnen und -Experten dann in das Regelheft und die technischen Prozesse der EEE integriert werden. Tipp für Bauakteure, die ihre Nachhaltigkeits-Expertise dokumentieren wollen: Das Öko-Zentrum NRW bietet Kompaktschulungen zu Lebenszyklusanalysen (LCA) und Ökobilanz-Berechnungen an. Die nächsten Termine sind der 12. (Wohngebäude) und der 25. Januar 2024 (Nichtwohngebäude). Alles, was man zur LCA und dem damit eng verknüpften Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) wissen sollte, haben wir hier in Kurzform neu zusammengefasst. |
Groß und Klein einig wie selten: Bundesländer Bremen und NRW verabschieden Solarpflicht
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Es gibt Regionen in Deutschland, da müsste es die Solarpflicht im Sinne der dort Wohnenden längst geben. So in Schleswig-Holstein: Nur 1.934 Stunden lang tat das Himmelsgestirn dort 2022 seine Pflicht, während im sonnenreichsten Bundesland Baden-Württemberg 2.176 gemessen wurden. Allerdings lässt sich die Sonne das Scheinen bislang nicht vorschreiben, deshalb findet sich die Solarpflicht – die richtig Solaranlagenpflicht heißen müsste – bislang nur im Baubereich. Die jüngsten Entwicklungen bei diesem Thema kommen aus Bremen und Nordrhein-Westfalen, dem Schlusslicht und dem Spitzenreiter bei der Einwohnerzahl.
In Bremen wird Photovoltaik zum 1. Juli 2024 bei Dachsanierungen ein Muss und bei Neubauten ein Jahr später. Auch zwischen Rhein und Weser tut sich was: Ende Oktober beschloss der Düsseldorfer Landtag eine Änderung der Landesbauordnung (LBO) und damit die Solarpflicht, zudem Erleichterungen für Solaranlagen und Wärmepumpen. Die Pflicht soll ab dem 1.1.2024 zunächst für alle neuen Nichtwohngebäude gelten, ab 2025 auch für neu erstellte Wohngebäude und ab 2026 für größere Dachsanierungen. Diverse Ausnahmen und Sonderregelungen begleiten die LBO-Änderung, über die wir auf unserer aktualisierten Übersichtsseite zur Solarpflicht in Deutschland berichten. Auffällig: Von den fünf Bundesländern ohne konkrete Pläne liegen vier im Osten. |
Es geht auch „von der Stange“: Energiesprong-Exkursion zu Modellprojekten der Seriellen Sanierung in Herford
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Mit seinen knapp 70.000 Einwohnern ist das ostwestfälische Herford nicht der Nabel der (Bau-)Welt. Auf der Architektur-Landkarte steht es trotzdem: Frank Gehry hinterließ hier mit dem Marta, einem außergewöhnlich gestylten Museum für zeitgenössische Kunst, groß(artig)e Spuren. Jetzt kann die Kommune nahe Bielefeld mit einer weiteren Innovation aufwarten – die nicht gestalterischer, sondern technischer Natur ist: Vier Studentenheime aus den 1950-er Jahren wurden mittels serieller Sanierung in kurzer Zeit auf Plusenergiehaus-Niveau gebracht. Inzwischen liegen Erfahrungswerte zur Nutzung vor – ein guter Grund, auf einen „Sprong“ vorbeizukommen in die Herforder Ulmenstraße: Im Auftrag der dena bietet das Öko-Zentrum NRW am 30. November eine Exkursion nach Ostwestfalen an; die Teilnahme ist kostenlos.
Die früheren Energieschleudern werden von den Studierenden der Hochschule für Finanzen genutzt. Ihre serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip erfolgte lediglich von außen, im Inneren blieben die insgesamt 24 Wohneinheiten weitestgehend unangetastet. Möglich machten den Projekterfolg eine Solarwabenfassade und vorgefertigte Dachelemente, beides mit integrierter Photovoltaik. Bis zu 100 Interessierte haben die Möglichkeit, sich das Best-Practice-Projekt selbst anzusehen, aber Eile ist geboten: Die Anmeldefrist endet am 17. November.
Für die, zur Exkursion verhindert sind, hier noch ein Medientipp: In dem vom NDR produzierten Podcast „Energiesprong: Sanieren wie am Fließband“ wird das erste Reallabor dieses Verfahrens in Deutschland vorgestellt. In Mönchengladbach lässt Wohnungsunternehmen LEG 19 baugleiche Mehrfamilienhäuser aus den 1950-er Jahren von fünf Bauunternehmen auf den klimaneutralen NetZero-Standard bringen. Der NDR befragte Macher/innen und Nutzer/innen. |
Nicht nur Stroh im Kopf: Neue Dokus zeigen Vielfalt des Nachhaltigen Bauens
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Das Interesse am nachhaltigen Bauen wächst – und damit auch die Zahl von Medienbeiträgen, die sich mit diesem Thema befassen. Auffällig dabei: Zunehmend wird der Blick geweitet und auch das in den Fokus genommen, was sich jenseits der deutschen Grenzen tut. Unsere heutigen Tipps für Seh-Leute spiegeln diesen Trend wider.
Beginnen wir mit der Doku „Bauwende statt Bausünde - Nachhaltig bauen“ des Bayerischen Rundfunks. Sie stellt vier Projekte vor, je zwei aus Deutschland (Bergisches Land, Hessen) und dem Ausland (Slowenien, Österreich). Über die Auswanderer, die sich im Burgenland ein Strohhaus errichten, mag man lächeln, doch die Aussagen der Fachfrauen vom Urban Mining Index erden die Darstellung des Themas.
Von Bayern in die Schweiz: Sie gilt als die Heimat der Saubermänner (und -frauen). Die Realität sieht allerdings deutlich anders aus. Eidgenossinnen und Eidgenossen liegen bei den CO2-Emissionen pro Kopf um einiges über ihren Nachbarn in Deutschland und Österreich. Nirgendwo in Europa wird in Relation zur Größe des Landes so viel Stahlbeton verbaut wie in der Alpenrepublik. Und nirgendwo in Europa werden neue Häuser schneller wieder abgerissen sowie durch neue ersetzt. Das alles hat wohl mit Reichtum zu tun – und ist nicht in Beton gegossen, wie eine neue Doku des SRF zeigt. Das 70-minütige Special liefert konkrete Beispiele, wie sich „Uns eine Zukunft bauen“ ließe, so auch der Titel. Zu der noch bis zum 25. November abrufbaren Sendung geht es hier.
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Netter Schwarm sucht weitere Intelligenz: Stellenangebote
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Arbeiten Sie an Ihrer Zukunft. Und an der des Bauens. Bei uns. Das Öko-Zentrum NRW ist einer der führenden Anbieter für Planung, Beratung und Qualifizierung im energieeffizienten und nachhaltigen Bauen. Seit über 30 Jahren stehen wir für die berufsbegleitende Schulung von Bauakteuren, zudem erstellen wir Gutachten und Fachplanungen für Neu- und Bestandsbauten. Interessiert an einem Job mit Sinn und Verstand? Dann lesen Sie unsere Stellenangebote. Aktuell sind drei Positionen zu besetzen. |
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Öko-Zentrum NRW GmbH Planen Beraten Qualifizieren Sachsenweg 8 59073 Hamm Registriergericht: Hamm HRB 1583 Geschäftsführender Gesellschafter: Diplom-Volkswirt Manfred Rauschen
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