Nachruf auf Prof. Dr. Karl Ganser

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Das Öko-Zentrum NRW trauert um den ehemaligen Geschäftsführer der IBA Emscher Park

Prof. Dr. Karl Ganser

*15.09.1937    † 21.04.2022

Nach Studium, Promotion, Habilitation und praktischer Arbeit in der Stadtentwicklung in München führte ihn sein Weg 1971 nach Nordrhein-Westfalen. Nachdem er neun Jahre lang die Bundesforschungsanstalt für Landeskunst und Raumordnung in Bonn geleitet hatte, übernahm er 1980 im Städtebauministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die Leitung der für Stadterneuerung, Denkmalschutz und Bauleitplanung zuständigen Abteilung.

In dieser Position hat Karl Ganser unter dem damaligen Minister Dr. Christoph Zöpel in den 1980-er Jahren die Sanierungswut, die in Deutschland ganze Innenstädte zerstört hat, energisch gestoppt. Das von ihm eingeführte Prinzip der erhaltenden Stadterneuerung hat wieder den Menschen zum Maß für das Planen und Bauen gemacht.

Untrennbar verbunden mit dem Namen Karl Ganser ist die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park. Als Strukturprogramm der Landesregierung hatte sie die ökonomische, soziale und die ökologische Erneuerung der Kernzone der Montanregion Ruhr zum Ziel. In ganzheitlicher Vorgehensweise bildeten der Aufbau von Landschaft, der Umbau des Emscher-Systems, die Kreislaufwirtschaft in der Fläche und im Gebäudebestand unter Wahrung der baukulturellen Identität des Industriezeitalters die Grundlage für ein neues lebensfreundliches Ruhrgebiet.

In unvergleichlich weitsichtiger Weise schaffte Karl Ganser als Geschäftsführer der IBA Emscher Park GmbH Grundlagen des ökologischen Planens und Bauens, um die Lebensqualität für die Menschen insbesondere in der Industrieregion Nordrhein-Westfalen zu verbessern. Dabei galten IBA-Prinzipien wie Wettbewerb und Denken in Alternativen, demokratische Teilhabe der Bevölkerung und Qualitätssicherung im Einzelfall durch Vereinbarung.

Um den Wissensaustausch über diese Grundlagen auch des ökologischen Planens und Bauens über die Laufzeit der IBA Emscher Park hinaus zu organisieren, bedurfte es einer Einrichtung, die informiert, berät, weiterbildet und in der praktischen Umsetzung hilft. So entstand auf Initiative von Karl Ganser das Zentrum für ökologisches Planen und Bauen - Öko-Zentrum NRW in Hamm, auf der Fläche der ehemaligen Zeche Sachsen und damit an der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Münsterland, weil die ökologische Erneuerung eine Aufgabe für Ballungs- und ländlich geprägte Räume gleichermaßen ist. Die aktuelle Klimaschutzdiskussion zeigt, dass Karl Ganser mit seinen kreativen und zukunftsweisenden Ideen und Plänen seiner Zeit weit voraus war. Das Öko-Zentrum NRW wird seine Arbeit weiter daran ausrichten.


 verfasst von

Karl Jasper

ltd. Ministerialrat a.D.

 

Das Öko-Zentrum NRW hat Karl Jasper gebeten, einen Nachruf zu verfassen. Er war im NRW-Städtebauministerium für die Angelegenheiten der IBA Emscher Park verantwortlich.

 

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