Zuletzt aktualisiert: 01.07.2024
Der Ausbau der Solarenergie ist eine zwingende Voraussetzung, um die ambitionierten Klimaschutzziele einhalten zu können. Daher verlangt auch die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD 2024) die Einführung von Solarpflichten in allen Mitgliedsstaaten.
Die Bundesregierung wird die im Koalitionsvertrag vereinbarte bundesweite Solarpflicht in dieser Legislatur voraussichtlich nicht mehr umsetzen.
Viele Bundesländer sind allerdings bereits deutlich weiter: In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein greift eine unterschiedlich ausgestaltete Solarpflicht schon seit Anfang 2022. Seit 2023 gelten Solarpflichten in Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, ab 2024 auch in Bremen und Brandenburg.
Für Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind uns keine Solarpflichten bekannt.
Wir haben für Sie im Folgenden die aktuellen Regelungen der Bundesländer zur Solarpflicht in einer Übersicht zusammengefasst:
Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg gilt die Solarpflicht seit dem 01.01.2022 für Neubauten von Nichtwohngebäuden. Seit dem dem 01.05.2022 greifen die Regelungen aus dem Gesetz auch für Neubauten von Wohngebäuden. Bei Dachsanierungen von Bestandsgebäuden müssen seit dem 01.01.2023 Photovoltaikanlagen auf dem Dach installiert werden. Die solargeeignete Dachfläche muss zu 60 % mit Photovoltaikmodulen belegt werden. Die Pflicht kann ebenfalls durch die Installation einer Solarthermieanlage erfüllt werden. Zudem gilt seit 1.1.2024 die Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen auf Parkplätzen mit mehr als 35 Stellplätzen.
Quelle: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Bayern
Für Bauanträge ab dem 01.03.2023 gibt es eine Solardachpflicht für neue Gewerbe- und Industriegebäude. Seit dem 01.07.2023 gilt diese Regelung auch für alle anderen neu zu errichtenden Nichtwohngebäude. Ab dem 01.01.2025 soll die Solardachpflicht zudem für umfassende Dachsanierungen bei bestehenden Nichtwohngebäuden gelten.
Für Wohngebäude startet die Solarpflicht in Bayern ab dem 01.01.2025 für Neubauten und umfassende Dachsanierungen zeitgleich.
Quelle: Bayrische Bauordnung Artikel 44a
Berlin
Seit dem 01.01.2023 gilt die Solarpflicht für Neubauten und Dachsanierungen in Berlin. Demnach müssen bei Neubauten min. 30 % der Bruttodachfläche und bei Bestandsgebäuden min. 30 % der Nettodachfläche mit Photovoltaik belegt werden. Bei Wohngebäuden aus dem Bestand muss bei max. 2 Wohneinheiten (WE) eine Leistung von 2 kWp nicht überschritten werden. Für Wohngebäude mit min. 3 WE und max. 5 WE ist eine Leistung von 3 kWp ausreichend. Eine Leistung von 6 kWp ist bei Wohngebäuden mit min. 6 WE und max. 10 WE ausreichend.
Quelle: Solargesetz Berlin
Brandenburg
Bei der Errichtung von Gebäuden mit einer Dachfläche von mindestens 50 m² sind mindestens 50 % der Dachfläche mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Diese Verpflichtung besteht auch bei vollständiger Erneuerung der Dachhaut. Entscheidend für den Stichtag ist der Baueintragseingang bei der Bauaufsichtsbehörde.
Quelle: Brandeburgische Bauordnung § 32a
Bremen
Für Dachsanierungen, die über 80 % der Dachflächen betreffen, gilt die Solarpflicht in Bermen seit dem 1. Juli 2024. Dort besteht die Auflage, innerhalb von zwei Jahren nach Abschluss der Dachsanierung eine oder mehrere Photovoltaikanlagen mit einer Modulleistung von mindestens 1 kW und einer Wechselrichterleistung von mindestens 1.000 VA zu installieren.
Ab dem 1. Juli 2025 soll eine Solarpflicht für Neubauten gelten, bei der auf mindestens 50 Prozent der Dachfläche von Neubauten Photovoltaikanlagen zu installieren und zu betreiben sind.
Quelle: Bremisches Solargesetz
Hamburg
Seit dem 01.01.2024 gilt die Solarpflicht in Hamburg auch bei der Sanierung von Gebäuden. Ab einer Bruttodachfläche von mindestens 50 m² muss mindestens 30% der Nettodachfläche mit Modulen versehen werden. Im Neubau sind seit dem 01.01.2023 PV-Anlagen auf mindestens 30% der Bruttodachfläche zu installieren.
Die PV-Anlagen dürfen auch auf anderen Gebäudeteilen oder versiegelten Flächen installiert werden. Ab 2027 soll bei Flachdächern zusätzlich eine Gründachpflicht gelten. Zuem gilt bei Neubau oder Erweiterung von Parkplätzn mit mind. 35 Stellplätzen eine Verpflichtung, 40 % der geeigneten Flächen für PV zur Verfügung zu stellen.
Quelle: Hamburgisches Klimaschutzgesetz
Hessen
Landeseigene Neubauten, sowie neu gebaute Parkplätze mit mehr als 50 Stellplätzen unterliegen seit dem 29.11.2023 einer PV-Pflicht. Diese Pflicht soll ab dem 29.11.2024 auch auf Bestandsgebäude des Landes ausgeweitet werden. Quelle: Bürgerservice Hessenrecht
Niedersachsen
Seit dem 1.1.2023 gilt in Niedersachsen eine PV-Pflicht beim Neubau gewerblicher Gebäude mit mind. 50 m² Dachfläce. Zum 1.1.2024 wurde diese PV-Pflicht auf Neubauten öffentlicher Gebäude ausgeweitet und ab Anfang 2025 soll die PV-Pflicht für alle Bauten und baulichen Anlagen mit mehr als 50 m² Dachfläche gelten. Dabei muss auf min. 50 % der Dachfläche eine Photovoltaikanlage installiert werden. Ab 2025 sollen dann auch neu errichtete Wohngebäude und grundlegende Dachsanierungen der Solarpflicht unterliegen.
Bei Errichtung von Parkplätzen mit mehr als 50 Stellplätzen ist über der für eine Solarnutzung geeigneten Einstellplatzfläche eine Photovoltaikanlage zu installieren. Diese Regelung soll ab 2025 bereits ab 25 Stellplätzen gelten.
Quelle: Niedersächsische Bauordnung
Nordrhein-Westfalen
Es besteht eine Solarpflicht für Parkplätze mit min. 35 Stellplätzen, für die ab dem 01.01.2022 der Bauantrag gestellt wurde. Voraussetzung dafür ist, dass die Stellplätze zu Nichtwohngebäuden gehören.
Die Solarpflicht für Gebäude gilt seit 1.1.2024 für alle Neubauten von Nichtwohngebäuden und seit 1.7.2024 für grundlegende Dachsanierungen bei kommunalen und landeseigenen Gebäuden. Alternativ ist es möglich, Solarthermie zu installieren.
Ab 2025 gilt die Solarfpflicht dann auch für den Neubau von Wohngebäuden und ab Januar 2026 bei umfassenden Dachsanierungen (vollständige Erneuerung der Dachhaut) bei allen Wohn- und Nichtwohngebäuden.
Details werden in einer seit 19.6.2024 geltenden Solaranlagen-Verordnung NRW geregelt.
Quelle: Landesbauordnung NRW § 42a
Rheinland-Pfalz
Bei Gewerbebauten mit einer Dachfläche von min. 100 m² sowie Parkplätzen mit mehr als 50 Stellplätzen gilt seit dem 01.01.2023 eine Solarpflicht. Die Photovoltaikanlage sollte min. 60 % der geeigneten Dachfläche bedecken. Wohngebäude müssen seit Anfang 2024 eine Lastreserve für die Ausstattung mit PV-Anlagen in der Tragkonstruktion aufweisen.
Quelle: Landessolargesetz Rheinland-Pfalz
Saarland
Das Saarland sieht bisher nur eine Lastreserve für PV bei Neubauten von Nichtwohngebäuden vor. Mit einem Entwurf zur Änderung der Landesbauordnung soll eine Solarpflicht für öffentliche und gewerbliche Gebäude ab 100 m² Dachfläche eingeführt werden. Diese müssten dann bei Errichtung oder grundlegender Dachsanierung 60% der geeigneten Flächen für PV vorsehen. Bei Parkplätzen ab 35 Stellplätzen soll eine Solarpflicht eingeführt werden, die 60% der geeigneten Flächen betrifft.
Quelle: Pressemeldung zum "Solarpaket"
Schleswig-Holstein
Die Installation einer Photovoltaikanlage auf Neubauten von Nichtwohngebäuden ist seit dem 01.01.2023 vorgeschrieben. Diese Pflicht gilt ebenfalls bei der Sanierung von min. 10 % der Dachfläche von Nichtwohngebäuden. Außerdem müssen Parkplätze ab 100 Stellplätzen mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden. Nach einem Entwurf zur Novelle des Klimaschutzgesetzes soll die PV-Pflicht künftig auch beim Neubau von Wohngebäuden und bei Parkplatzneubauten, -erweiterungen und -sanierungen ab 70 Stellplätzen gelten.
Quelle: Energiewende- und Klimaschutzgesetz Schleswig-Holstein
Anmerkungen:
In den meisten Fällen werden in den Beschlüssen allgemeine Ausnahmen der Solarpflicht definiert. Sollte die Errichtung einer Photovoltaikanlage im Widerspruch mit öffentlich-rechtlichen Vorschriften stehen oder als unzumutbar aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen eingestuft werden, so muss die Solarpflicht nicht umgesetzt werden. Die Anrechnung von solarthermischen Anlagen auf die PV-Fläche ist weit verbreitet. In vielen Länder gelten zudem Ausnahmen für bestimmte Gebäudetypen sowie Befreiungsmöglichkeitem aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit. Je nach Bundesland können die Regelungen sehr unterschiedlich sein. Es besteht keine Haftung für Irrtümer und Unvollständigkeiten. Weitere Informationen sind bei den zuständigen Stellen einzuholen sowie in den oben genannten Quellen zu finden.
Die wichtigsten Neuerungen - kompakt für Sie zusammengefasst!
Unser kostenloser Newsletter erscheint alle zwei Monate Jetzt anmelden!