Klimaziele 2020 erreicht - dank Corona

Energieeffizienz |

Deutschland hält seine Klimaziele fast ein - nur nicht Gebäudesektor

Das Bundesklimaschutzgesetz gibt vor, dass das Umweltbundesamtes (UBA) jedes Jahr zum 15. März die Emissionsdaten des Vorjahres vorlegt. Auf Basis dieser Daten soll beurteilt werden, ob die verschiedenen Sektoren ihre jeweiligen Klimaschutzziele eingehalten haben und wo gegebenenfalls nachgebessert werden muss.

Am 16. März 2021 hat das Bundesumweltministerium (BMU) in einer Pressemeldung nun erstmals einen solchen Zwischenstand zum Klimaschutzgesetz veröffentlicht:
In Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 739 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – das sind rund 8,7 Prozent weniger als 2019 und rund 40,8 Prozent weniger als 1990. Das Ziel einer Gesamtreduktion um 40 Prozent gegenüber 1990 wurde somit erreicht.

Die Daten des UBA zeigen jedoch, dass rund ein Drittel der Minderungen auf die Folgen der Bekämpfung der Corona-Pandemie zurückzuführen ist, vor allem im Verkehrs- und Energiebereich.
 

 

Klimaziele im Gebäudesektor verfehlt

Als einziger Bereich verfehlte der Gebäudesektor im Jahr 2020 sein Klimaschutzziel. Im Gebäudebereich kam es 2020 zu einer Emissionsminderung von gut 3 Millionen Tonnen CO2 -Äquivalenten (minus 2,8 Prozent) auf 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor damit seine Jahresemissionsmenge gemäß Klimaschutzgesetz, die bei 118 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten liegt.

Die Daten wurde im Anschuss - wie im Gesetz vorgesehen - vom neu eingerichteten Expertenrat für Klimafragen geprüft. Der Expertenrat hat zum 15. April 2021 seinen Bericht zur Bewertung der Daten vorgelegt.

Nun hat das Bundesbauministerium (BMI) laut Gesetz drei Monate Zeit, ein Sofortprogramm vorzulegen, das Vorschläge für Maßnahmen enthält, die den Gebäudesektor in den kommenden Jahren wieder auf den vorgesehenen Zielpfad bringen. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) wird einen Beitrag für den Gebäudebereich leisten müssen. Über die Vorschläge der beiden Ministerien wird die Bundesregierung bzw. das "Klimakabinett" dann im Juni beraten.

Update 07.06.2021 Der Entwurf zum "Klimaschutz Sofortprogramm 2022" ist bekant geworden und enthält zahlreiche Maßnahmen für den Gebäudebereich, die wir in einer separaten Meldung zusammengefasst haben.
 

Kritik an unzureichenden Klimaschutzzielen

Auch wenn das Reduktionsziel für 2020 insgesamt erreicht wurde, kritisieren Klimaschützer und Umweltpolitiker, dass der Corona-Effket die Bilanz verfälscht und die Emissionen bereits in diesem Jahr wieder deutlich höher liegen werden. Die Klimaaktivisten von Fridays for Future weisen zudem darauf hin, dass die derzeitigen Reduktionsziele der Bundesregierung nicht ausreichen, um die im Pariser Klimaabkommen beschlossene 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. Selbst bei einer Einhaltung der im Klimaschutzgesetz vorgegebenen Emissionsmengen überschreite Deutschland sein Emissionsbudget für das 1,5-Grad-Ziel deutlich.
 

Aktionsbündnis fordert Sanierungsoffensive für Klimaschutz

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), die Bundesarchitektenkammer (BAK) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) haben gemeinsam einen Weg entwickelt, wie die Wende im Gebäudebereich geschafft werden kann. Das Aktionsbündnis fordert daher von einer nächsten Bundesregierung entschiedenes und systematisches Handeln entlang eines Sofortprogramms für den Gebäudebereich. Nach der Formel "1-1-100-100" soll folgendes erreicht werden:

  • 1 Million klimaneutrale Sanierungen bis 2025 und ab 2025 jährlich
  • 1 Million individuelle, kostenfreie Sanierungsfahrpläne bis 2025
  • 100 Prozent Transparenz über den energetischen Zustand des gesamten Gebäudebestandes
  • 100 Tage für Weichenstellungen zur Novellierung von GEG und BEG

Weitere Informaitonen finden Sie im Positionspapier des Aktionsbündnisses.

 

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