Projekt des Monats

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Weiterbildungskonzept für Sanierungscoaches im Sanierungssprint

Die energetische Sanierung des Gebäudebestands ist ein Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele. Gleichzeitig bleiben Sanierungsraten hinter den Erwartungen zurück, viele Projekte scheitern an komplexen Abläufen und fehlender Koordination. Im Rahmen seiner berufsbegleitenden Masterarbeit entwickelte unser Kollege Amr Abouawad ein Weiterbildungskonzept für die noch junge Rolle des „Sanierungscoachs“ – unser Projekt des Monats.

Der Sanierungscoach: Eine neue Schnittstellenrolle im Bauprozess

Der Sanierungssprint zielt auf eine stark beschleunigte, standardisierte Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern. Durch eine konsequente Vorabplanung und einen gewerkeübergreifenden Bauzeitenplan können Innen- und Außenarbeiten parallel ablaufen, die Bauzeit deutlich verkürzt und die Energieeffizienz des Bestands verbessert werden.

In der Praxis zeigt sich, dass gerade an den Schnittstellen zwischen Bauherrschaft, Planern, Handwerksbetrieben, Fördermitteln und Kommunen Reibungsverluste entstehen. Unklare Zuständigkeiten, fehlende Abstimmung und eine unzureichende Prozesssteuerung bremsen die Umsetzung – insbesondere, wenn mehrere Sanierungsprojekte parallel organisiert werden sollen.

Hier setzt die Rolle des Sanierungscoachs an. Er oder sie koordiniert die operative Umsetzung von Sanierungssprint-Projekten und fungiert als Verbindungsglied zwischen allen Beteiligten. Zu den Aufgaben gehören die Strukturierung des Bauablaufs, Termin- und Ressourcenplanung, Baustellenorganisation, Moderation von Besprechungen sowie die laufende Dokumentation. Ziel ist ein reibungsloser Ablauf bei Einhaltung von Qualitäts- und Effizienzzielen.

Methodisch bewegt sich der Sanierungscoach zwischen klassischem Projektmanagement, agilen Arbeitsweisen und einer konsequent prozessorientierten, auf effiziente Abläufe ausgerichteten Bauausführung. Durch eine präzise Taktplanung und -steuerung, transparente Abläufe und kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) lassen sich Engpässe frühzeitig erkennen, Abläufe stabilisieren und Schnittstellen klar regeln. Gleichzeitig geht es darum, die Zusammenarbeit der Gewerke zu stärken und eine konstruktive Fehler- und Lernkultur zu fördern. Amr Abouawad kommt in seiner Masterarbeit zu dem Ergebnis, dass diese Rolle zwar politisch und fachlich zunehmend wahrgenommen wird, aber bislang weder durch einheitliche Kompetenzprofile noch durch etablierte Qualifizierungswege hinterlegt ist – hier entsteht also ein neues Berufsfeld, dass strukturiert professionalisiert werden muss.

Das Weiterbildungskonzept: Modular, kompetenzorientiert, praxisnah

Das entwickelte Weiterbildungskonzept richtet sich an Fachkräfte mit bautechnischem Hintergrund, zum Beispiel aus Architektur oder Ingenieurbüros oder aus der Energieberatung. Es knüpft an vorhandenes Wissen an und fokussiert auf jene Kompetenzen, die für die prozessorientierte Steuerung von Sanierungssprint-Projekten erforderlich sind.

Vorgesehen ist eine modulare Struktur mit verbindlichen Kernmodulen und ergänzenden Praxismodulen. Die Kernmodule bündeln drei inhaltliche Schwerpunkte:

  • Rolle und Rechtsrahmen des Sanierungscoachs: Abgrenzung zu bestehenden Funktionen wie Bauleitung, Projektsteuerung oder Energieberatung, Klärung von Verantwortlichkeiten und Haftungsfragen im Kontext einer bislang nicht professionalisierten Tätigkeit.
  • Prozesssteuerung, Taktplanung und effizient organisierte Bauabläufe im Sanierungssprint: Strukturierung von Abläufen, Schnittstellenkoordination, visuelle Planung und kontinuierliche Verbesserung (KVP).
  • Kommunikation, Moderation und Konfliktlösung im Projektalltag: Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams, Gesprächsführung mit Bauherrschaft, Gewerken und Institutionen sowie der Umgang mit Konflikten und Widerständen.

Ein zentrales Modul widmet sich der Prozesssteuerung und Schnittstellenkoordination. Hier lernen angehende Sanierungscoaches, die Sanierungsprojekte systematisch zu planen, Abläufe zu visualisieren, Risiken zu erkennen und Verantwortlichkeiten klar von Bauleitung und Fachplanung abzugrenzen. Weitere Module vertiefen den Umgang mit Bauherrschaft, Gewerken und Behörden sowie die Gestaltung von Besprechungen, Feedbackformaten und Konfliktlösungsprozessen.

Praxisbezug und Ausblick

Das Weiterbildungskonzept wurde eng an der Praxis ausgerichtet. Qualitative Interviews und der fachliche Austausch mit Expertinnen und Experten aus dem Themenfeld sowie die Fallstudie eines inzwischen abgeschlossenen Sanierungssprints in Köln der Firma Indicamus lieferten konkrete Anforderungen an Aufgabenprofil, Kompetenzen und Arbeitsweise des Sanierungscoachs.

Perspektivisch kann das Konzept an bestehende Weiterbildungsstrukturen angebunden und um Zertifizierungsmodelle ergänzt werden. Denkbar sind Kooperationen mit Bildungsträgern, Fördermittelgebern und Kommunen, um das Berufsbild zu schärfen und qualifizierte Sanierungscoaches gezielt in serielle Sanierungsprogramme einzubinden.

Ein neuer Lehrgang in der Öko-Zentrum NRW Akademie
In enger Zusammenarbeit mit Ronald Meyer, dem Begründer des Sanierungscoach-Konzepts, entwickelt die Öko-Zentrum NRW Akademie derzeit einen Lehrgang, der auf den Ergebnissen des Konzepts aufbaut. Er soll zur Professionalisierung einer neuen Schlüsselrolle im Kontext der Energiewende beitragen und zugleich die Voraussetzungen schaffen, Sanierungssprint-Ansätze breiter zu verankern und die energetische Modernisierung des Gebäudebestands effizienter zu gestalten.

Bereits im Frühjahr 2026 sind erste Veranstaltungen zum neuen Kursangebot geplant.

 

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