Projekt des Monats

Energiekonzept für die Graf-Bernhard-Realschule in Lippstadt
Die Stadt Lippstadt hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 soll Klimaneutralität erreicht werden. Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg ist die energetische Optimierung kommunaler Gebäude – darunter die Graf-Bernhard-Realschule, unser aktuelles Projekt des Monats. Im Rahmen eines umfassenden Energiekonzepts wurde untersucht, wie die Schule langfristig bilanziell klimaneutral betrieben werden kann. Im Mittelpunkt stehen die Aufnahme, Analyse und Bewertung von Effizienzmaßnahmen, wobei sowohl energetische als auch wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt werden.
Eine komplexe Ausgangslage
Die Schule ist über Jahrzehnte hinweg gewachsen und besteht heute aus einem heterogenen Gebäudeensemble mit sehr unterschiedlichen Baualtersklassen und energetischen Qualitäten. Der älteste Gebäudeteil stammt aus dem Jahr 1953 und befindet sich im Zentrum der Anlage. Er wurde zweigeschossig errichtet und ist teilweise unterkellert. Im Jahr 1972 folgte ein Zwischenbau an der nordwestlichen Grundstücksgrenze, mit Lehrerzimmern und Verwaltungsbüros. 1995 wurde das Ensemble durch eine Sporthalle im Westen und einen zusätzlichen Flügel im Osten erweitert. Im Zuge dieser Erweiterungen wurden auch einige einfachverglaste Fenster im Alt- und Zwischenbau erneuert sowie Nord- und Südseite der Zwischenbaufassade gedämmt. 2010 folgte eine weitere Modernisierung mit dem Austausch der Fenster auf der Nordseite des Altbaus, vor allem in den Fluren. Darüber hinaus wurde im Laufe der Zeit die oberste Geschossdecke im Altbau gedämmt.
Die Anlagentechnik der Schule befindet sich ebenfalls in einem gemischten Zustand. Die Wärmeversorgung erfolgt über zwei Gas-Brennwertkessel - die Wärmeübergabe erfolgt über Heizkörper. Die Warmwasserversorgung für die Sporthalle ist an die Heizungsanlage angeschlossen, während einzelne Zapfstellen zusätzlich über elektrische Durchlauferhitzer versorgt werden. Im Zuge der COVID-Pandemie wurden die Klassenräume des Neubaus größtenteils mit dezentralen Lüftungsgeräten ohne Konditionierung ausgestattet. Bei der Beleuchtung wurde bereits mit einer schrittweisen Umstellung auf LED-Leuchten begonnen. Auf den Dächern der Sporthalle und des Anbaus befindet sich seit 2009 eine Photovoltaikanlage mit einer Fläche von 755 Quadratmetern und einer Leistung von 79 kWp.
Das Sanierungskonzept: Varianten und Maßnahmen
Die Herausforderung bei der Erstellung des Energiekonzepts bestand darin, ein Sanierungspaket zu entwickeln, das den ökologischen Zielen der Stadt entspricht und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig sowie nachhaltig über den gesamten Lebenszyklus ist. Dazu wurden neun verschiedene Varianten untersucht.
Empfohlen wird eine Maßnahmenkombination, die die Sanierung der obersten Geschossdecke, die Erneuerung von Dach- und Flachdachflächen, den Austausch der noch verbleibenden alten Fenster sowie den Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit dem bestehenden Gaskessel und die Installation von Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung umfasst. Besonders im Bereich der Anlagentechnik zeigen sich hier erhebliche Optimierungspotenziale. Durch die Umsetzung dieser Kombination kann der Endenergieverbrauch um bis zu 69 % gesenkt werden, während sich die Treibhausgasemissionen um 43 % reduzieren lassen. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Variante ist ihre Förderfähigkeit im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Für den Austausch des Wärmeerzeugers werden 30 % der förderfähigen Kosten übernommen, einschließlich der notwendigen Umfeldmaßnahmen, die für die Umsetzung erforderlich sind. Darüber hinaus können ergänzende Maßnahmen über die BEG-Förderung für Nichtwohngebäude (BEG NWG) mit weiteren 15 % unterstützt werden.
Bei einer zusätzlichen Variante, die mit einer zusätzlichen Außenwandsanierung und einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Pelletkessel nahezu ein klimaneutrales Gebäude erreicht, gehen die Einsparungen noch weiter. Diese würde die Treibhausgasemissionen um rund 103 Tonnen pro Jahr beziehungsweise 60 Prozent verringern. Gleichzeitig könnten die Klimafolgekosten um etwa 31.000 Euro jährlich reduziert werden. Allerdings ist mit dieser Variante dennoch kein förderfähiger Effizienzgebäudestandard zu erreichen, da eine Sanierung der Bodenplatten im Bestand nicht realistisch umzusetzen ist.
Fazit
Das Energiekonzept für die Graf-Bernhard-Realschule verdeutlicht, wie wichtig eine sorgfältige Planung im Bestand ist. Auch wenn der Effizienzgebäudestandard nicht vollständig erreichbar ist, zeigt die Untersuchung klare Wege auf, wie die Energieeffizienz deutlich gesteigert, die Emissionen stark reduziert und Fördermittel genutzt werden können. Die empfohlene Maßnahmenkombination stellt dabei eine wirtschaftlich sinnvolle und förderfähige Lösung dar, die die Klimaziele der Stadt Lippstadt unterstützt und gleichzeitig die Betriebskosten der Schule langfristig senkt.