Projekt des Monats

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Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen

Beim aktuellen Projekt des Monats handelt es sich um den Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen. Das Öko-Zentrum NRW begleitete die Bauherrin als Nachhaltigkeitskoordinatorin bei der Erstellung der Zielvorgaben zum nachhaltigen Bauen, der Auslobung und Vorprüfung des BDA-Architekturwettbewerbs sowie bei Planung und Umsetzung der Baumaßnahme. Zu den Leistungen zählten auch die Beratung bei der Auswahl der Baustoffe sowie die Entwicklung von Konzepten und Berechnungen zu Lebenszykluskosten und Ökobilanz. Nachhaltigkeitsaspekte wurden bereits in der frühen Leistungsphase Null berücksichtigt.

Konzept

Der Neubau gilt als bedeutendstes Schulbauprojekt in Essen. Mit großzügigen Außenanlagen bietet das Ensemble nicht nur der Schule, sondern auch dem umliegenden Stadtteil einen hohen Mehrwert. Herzstücke der öffentlichen Nutzung sind die integrierte Stadtteilbibliothek, ein Forum, die Mensa, die Aula sowie mehrere Fachräume, die auch der Stadtteilbevölkerung zur Verfügung stehen. Diese Räume fördern Begegnung, Austausch und gemeinschaftliches Miteinander.

Ein einladender Vorplatz am Haupteingang unterstreicht den offenen Charakter des Gebäudes. Die klar gegliederten Baukörper sind so angeordnet, dass sie eine intuitive Orientierung ermöglichen. Besonders durch die versetzte Anordnung der beiden südlichen Gebäudeteile wird der Eingangsbereich deutlich hervorgehoben. Die klare äußere Struktur setzt sich im Inneren fort: In sogenannten „Raumfamilien“ sind thematisch verwandte Bereiche in eigenständigen Gebäudeeinheiten zusammengefasst, die über eine zentrale Achse verbunden sind.

Das Forum bildet das kommunikative Zentrum der Schule. Es grenzt unmittelbar an Aula und Bibliothek, die gemeinsam den südlichen, gemeinschaftlich nutzbaren Teil des Gebäudes bilden. Der „Schulboulevard“ – die zentrale Nord-Süd-Achse – führt durch das Gebäude und sorgt für eine einfache Orientierung zwischen den verschiedenen Funktionsbereichen. Die versetzte Anordnung der Clustereinheiten schafft abwechslungsreiche, gut belichtete Wegeführungen, die das Gebäude zusätzlich auflockern.

Energetische Qualität

Im Rahmen der Planung wurde ein Energiekonzept entwickelt, das eine ausgewogene Balance zwischen einfacher Betriebsführung und wirtschaftlicher Optimierung der Lebenszykluskosten schafft. Der Neubau wurde in Anlehnung an die Passivhausbauweise geplant und umgesetzt. Dank massiver Bauweise und hybrider Lüftung konnte weitgehend auf komplexe Technologien verzichtet werden. Im Sinne eines Lowtech-Konzepts wurden lediglich die notwendigen technischen Anlagen integriert, die zur Einhaltung der CO₂-Ziele erforderlich sind. Ein hoher konvektiver Luftaustausch durch Stoßlüftung erfordert eine angepasste Heiztechnik, die in diesem Fall über Erdgas-Brennwertthermen realisiert wird.

Die Kühlung des Gebäudes erfolgt passiv. Ein außenliegender, individuell steuerbarer Sonnenschutz schützt vor Überhitzung. Zusätzlich sorgt eine Nachtauskühlung über die raumlufttechnische Anlage in den Sommermonaten für thermischen Komfort.

Zur Optimierung der Raumluftqualität werden durch eine Hybridlüftung die Vorteile der natürlichen Fensterlüftung mit denen einer mechanischen Lüftungsanlage kombiniert, welche sich flexibel dem Bedarf anpassen.

Zertifizierung

Der Neubau entspricht in seinem Raumprogramm aktuellen pädagogischen Anforderungen und orientiert sich am Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB). Nach der erfolgten Fertigstellung wurde der Neubau mit dem BNB-Zertifikat in „Silber“ ausgezeichnet.

Die Maßnahmen zur Energieeffizienz folgen den Empfehlungen des Effizienzhaus Plus Standards. Die Bauteilauswahl der Gebäudehüllflächen entspricht den Anforderungen der Passivhausbauweise, die Technische Gebäudeausrüstung wurde gemäß den BNB-Empfehlungen zur Optimierung der Lebenszykluskosten ausgewählt. So entstand ein nachhaltiges, energieeffizientes Gebäude, das über seinen gesamten Lebenszyklus – von der Errichtung über den Betrieb bis hin zum Rückbau – optimiert ist.

Bereits vor seiner Fertigstellung wurde das Projekt ausgezeichnet: 2020 erhielt es die Auszeichnung „Energieeffizientes Nichtwohngebäude in NRW“, verliehen vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit der Energieagentur NRW.

 


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