Projekt des Monats

Energieeffizienz |

Einführung eines Energiemanagementsystems für den Kreis Recklinghausen

2019 beschloss die Kreisverwaltung Recklinghausen den Vestischen Klimapakt. Ein wichtiger Bestandteil dieses Aktionspaketes war die Einführung eines Energiemanagementsystems. Zur Unterstützung bei der Konzeptionierung und Umsetzung des Energiemanagementsystems wurde das Öko-Zentrum NRW beauftragt.

Grundlagen

In den kommenden Jahren werden, insbesondere durch die CO2-Bepreisung, steigende Energiekosten erwartet. Die Einführung eines Energiemanagementsystems (EnMS) und die kontinuierliche Auswertung von Energiedaten können diesen Mehrkosten mit sinnvollen Maßnahmen entgegenwirken. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um wirtschaftliche Effizienz- und Energieeinsparpotenziale zu erkennen und optimal zu nutzen.

Das EnMS ist ein bedeutender Baustein für einen erfolgreichen kommunalen Klimaschutz. Es trägt zur dauerhaften Entlastung des Haushalts bei und unterstreicht die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand im Klimaschutz.

Grundsätzlich sollte die Einführung eines kommunalen Energiemanagements nach fest definierten Schritten ablaufen, ähnlich der Energiemanagement-Norm DIN EN ISO 50001. Durch die Vorarbeit des Kreises Recklinghausen, wie z.B. einen verbindlichen Beschluss der Verwaltungsleitung sowie die Zusammenstellung eines Energiemanagement-Teams, wurden die ersten Grundlagen für ein erfolgreiches kommunales Energiemanagement bereits geschaffen.

Die Einführung und Sicherstellung eines funktionierenden EnMS erfordern eine kontinuierliche Überwachung, Weiterentwicklung und gegebenenfalls Verbesserung des Systems. Ein Energiemanagementsystem kann nur erfolgreich sein, wenn das Energiemanagement-Team gut kommuniziert und zusammenarbeitet. Wichtige Informationen zu Liegenschaften und Nutzerverhalten, wie z.B. benötigte oder vorgegebene Einstellungen von RLT-Anlagen, können teilweise nur durch die Kommunikation mit den Gebäudenutzern erlangt werden. Aus diesem Grund ist die Einbindung aller Beteiligten, wie zum Beispiel Hausmeistern und Gebäudenutzern, von essenzieller Bedeutung.

Das Öko-Zentrum NRW betrachtete sich in allen Projektphasen als externes Mitglied des Teams und arbeitete in den vergangenen drei Jahren eng mit den zuständigen Behörden des Kreises Recklinghausen zusammen. Dabei standen planerische, strategische und operative Aufgaben im Vordergrund.

Ist-Analyse

Die Erstellung einer verbrauchsbasierten Ist-Analyse bildet, neben der Einführung einer Energiemanagementsoftware, die Basis des Energiemanagementsystems. Die Erkenntnisse dieser Analyse dienen der Erstellung eines detaillierten Energieberichts über die relevanten Liegenschaften und deren energetischen Zustände.

Alle 15 Liegenschaften wurden in Vor-Ort-Terminen begangen. Dabei wurde eine Übersicht zu jeder Liegenschaft erstellt, die Sanierungszustände, Besonderheiten der Objekte und die Versorgungsstruktur inklusive der Erfassung der aktuellen Zähler umfasst. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Kreishaus. Die bereits angedachte schrittweise Sanierung dieser energieintensivsten Liegenschaft wurde bei der Konzeption des EnMS berücksichtigt und eingebunden. Das Öko-Zentrum NRW konnte aufgrund seiner umfassenden Erfahrung in der Energieberatung und energetischen Sanierung von kommunalen Nichtwohngebäuden eine wichtige Schnittstellenfunktion wahrnehmen.

Die Aufnahme dieser Ist-Zustände bildet die sogenannte „energy baseline“ des Energiemanagementsystems. Die Datenaufnahme der restlichen Liegenschaften erfolgte Schritt für Schritt durch die Analyse vorhandener Unterlagen des Kreises Recklinghausen und durch Rücksprache mit den Energiemanagern.

Weiterhin erfolgte eine Erhebung und Dokumentation der vorhandenen Daten sowie die Erstellung erster Potenzialanalysen zu jeder Liegenschaft in Form von Gebäudesteckbriefen. Hierbei kam die jahrelange Expertise des Öko-Zentrums NRW mit energetischen Sanierungskonzepten für kommunale Gebäude, insbesondere Schulen und Verwaltungsgebäude, besonders zur Geltung. Nachdem die Gebäude begangen, die Verbrauchsdaten ausgewertet und die angefallenen Energiekosten sowie die entstandenen CO2-Emissionen gegenübergestellt wurden, ließen sich strategische Ziele und erste Tendenzen für prioritär zu betrachtende Gebäude ableiten.

Übrigens gehören die Kosten für Gebäudebegehungen zu den förderfähigen Kosten einer Energiemanagementeinführung im Rahmen der Kommunalrichtlinie, welche in die Kalkulation berücksichtigt wurden.

Parallel unterstützen wir das Energiemanagement-Team beim Energiecontrolling für alle Energieträger hinsichtlich des Verbrauches und der Kosten sowie bei der Erstellung von Energie- und Klimaschutzkennzahlen. Diese Kennzahlen sind eine entscheidende Grundlage für Vergleiche und ein Kernelement eines Energiemanagementsystems. Eine Regressionsanalyse aller relevanten Liegenschaften deckt bestehende Optimierungspotenziale auf und liefert wichtige Erkenntnisse für die richtige Priorisierung von Energieeffizienzmaßnahmen.

Energiemanagementsoftware und Messkonzept

Als Kern des Energiemanagementsystems wurde eine geeignete Software vorgestellt und eingeführt. Diese Software überwacht nicht nur das Energiemanagementsystem in all seinen Elementen, sondern auch regelmäßig die Energiedaten. Nach Auswahl und Installation der Software wurde eine Schulung zum Umgang mit der Software vom Öko-Zentrum NRW in Zusammenarbeit mit dem Softwareanbieter organisiert und durchgeführt.

Ein Schwerpunkt beim Aufbau eines Energiemanagementsystems ist das Rollout der Messtechnik. Das Öko-Zentrum NRW hat bei der Auswahl von drei geeigneten Messsystemen (mobile und fest installierte Messtechnik, Zähler und Sensorik) beraten und begleitet. Die gebäudescharfen und automatisch erhobenen Messdaten sollen nun als Grundlage der Energiemanagementsoftware dienen. Dadurch reduziert sich nicht nur der Ableseaufwand des Kreises, und Ablesefehler können gänzlich vermieden werden, sondern die Daten der Zähler können in feiner Granularität (z.B. 1/4-Stunden-Werte für Strom) automatisiert über die Energiemanagementsoftware ausgewertet werden.

Übrigens sind die Einführung einer Energiemanagementsoftware und der Messtechnik über die Kommunalrichtlinie förderfähig.

Energiebericht und Fazit

Das Öko-Zentrum NRW unterstützte bei der Erstellung eines Energieberichts für die energierelevanten Liegenschaften im ersten Jahr. Der Bericht umfasst unter anderem Energiedatenanalysen, Energiekosten, Energieverbraucher, Diagramme zu den Datenerhebungen, Energiekennzahlen, Einsparziele/Prognosen, Zielerreichungen, Auswertungen der Energienutzung, Optimierungsmaßnahmen, ggf. Korrekturmaßnahmen sowie allgemeine Angaben zu den Liegenschaften des Kreises Recklinghausen. Der Bericht bezieht sich nicht nur auf einen festen Maßnahmenkatalog, sondern stützt sich auf kontinuierliche Projekte, Methoden und Maßnahmen des Energiemanagements sowie auf die organisatorischen Strukturen und umfasst alle energierelevanten Liegenschaften. Er kann auch als Grundlage für eine Zertifizierung dienen und dient dem Fachdienst für Immobilienangelegenheiten als Referenz für die folgenden Jahresberichte.

Die ersten Energie- und Kosteneinsparungen konnten direkt nach der Aufnahme der Ist-Zustände abgeleitet werden. Die schnell und kostengünstig umzusetzenden Energiesparmaßnahmen konnten so schnell  identifiziert und umgesetzt werden. Jede schnell realisierte Maßnahme spart nicht nur Energie, CO2 und Kosten, sondern beugt auch den zu erwartenden Mehrkosten durch die stetig steigende CO2-Bepreisung vor.

 

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