Die zunehmende Bedeutung energetischer Gebäudestandards bei Immobilieninvestitionen

Energieeffizienz |

Ein Beitrag unseres Kollegen Jan Karwatzki im Coresis Newsletter Mai 2020...

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"Die zunehmende Bedeutung energetischer Gebäudestandards bei Immobilieninvestitionen"

Bei Investitionsentscheidungen spielt der energetische Standard einer Immobilie häufig noch eine untergeordnete Rolle. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussion um die Klimakrise und den damit einhergehenden Bestrebungen, bis zum Jahr 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu schaffen, ist das Vernachlässigen energetischer Gebäudestandards jedoch kurzsichtig. Warum die Einhaltung energetischer Standards immer wichtiger wird, macht ein Blick auf Hintergründe, Standards und Förderungen deutlich.

In Deutschland entfällt etwa ein Drittel der CO2-Emissionen auf den Gebäudesektor. Um Klimaneutralität im Gebäudebestand bis 2050 zu erreichen, muss nicht nur die Energieeffizienz im Neubau, sondern auch die Sanierungsrate im Gebäudebestand deutlich steigen.

Die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) von 2010 gibt vor, dass ab Anfang 2021 alle Neubauten in der EU „Niedrigstenergiegebäude“ sein sollen. Dabei soll es sich um Gebäude handeln, deren Energiebedarf annähernd bei null liegt und die überwiegend aus erneuerbaren Energien versorgt werden. Konkretere Definitionen sieht die EU-Gebäuderichtlinie nicht vor.

Das für dieses Jahr geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG) soll diesen Standard für Deutschland definieren und vorgeben. Allerdings konnte man sich politisch nicht auf eine Verschärfung der seit 2016 geltenden Neubauanforderungen einigen und hat das alte Niveau kurzerhand zum „Niedrigstenergiestandard“ erklärt.

Die Standards, Begriffe und Berechnungsverfahren zur Energieeffizienz von Gebäuden in Deutschland sind vielfältig. Sie wurden in der Vergangenheit teilweise von privaten Akteuren formuliert – darunter das „Passivhaus“, das „energieautarke Haus“ oder das „Energie-Plus-Haus“. Sie wurden aber teilweise auch in direktem Bezug zu den Regeln und Anforderungen des Energieeinsparrechts definiert, wie die Bezeichnung „KfW-Effizienzhaus“, die an standardisierte Berechnungsverfahren geknüpft ist. Standards wie das „KfW-Effizienzhaus“ sind auch deswegen besonders relevant, weil sie als Grundlage für die Vergabe von Fördermittel dienen.

Investitionen in Immobilien sind meist langfristig angelegt. Die zentrale Anlagentechnik muss in der Regel nach 20 bis 25 Jahren erneuert werden, die erste umfassende Sanierung der Gebäudehülle steht bei vielen Gebäuden erst nach 40 bis 50 Jahren an.

Die Klimaziele der Bundesregierung sehen vor, dass bereits in 30 Jahren alle Gebäude klimaneutral sein sollen und niemand weiß derzeit, ob dieses Ziel nicht noch verschärft werden muss. Ein Gebäude, das 2020 gebaut oder umfassend saniert wird, sollte daher bereits heute einen zukunftsfähigen - nahezu klimaneutralen – energetischen Standard aufweisen. Ansonsten könnten bis 2050 aufwändige Nachbesserungen erforderlich werden. Oder anders gesagt: Wer heute am Klimaschutz spart, zahlt morgen drauf.

Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden sind somit langfristig wirtschaftlich. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Dringlichkeit eines effektiven Klimaschutzes und der bevorstehenden CO2-Bepreisung wird die Klimaneutralität auch für die Bewertung der Marktfähigkeit von Immobilien immer wichtiger.

Das energieeffiziente Bauen und Sanieren wird vom Bund seit kurzem noch höher gefördert als bislang. Die Fördersätze der KfW wurden zum 24.01.2020 um 10 bis 15 Prozentpunkte angehoben. Für ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus im Neubau hat sich der Tilgungszuschuss von 15% auf 25% erhöht. Für die Sanierung eines Wohngebäudes zum KfW-Effizienzhaus 55 wurde der Tilgungszuschuss sogar auf 40% der förderfähigen Kosten (max. 120.000 € je Wohneinheit) angehoben.

Auch die Förderung von erneuerbaren Heizsystemen über das BAFA wurde zum Jahreswechsel signifikant verbessert. In der Sanierung sowie im Neubau können Holzheizungen oder Wärmepumpen nun mit 35% der Kosten bezuschusst werden. Beim Austausch einer Ölheizung beträgt der Zuschuss sogar 45%.

Da die baulichen und technischen Voraussetzungen für die Förderung unverändert geblieben sind, können die Förderprogramme nun einen relevanten Teil der Mehrkosten für eine höhere Energieeffizienz sowie für die Nutzung erneuerbarer Energien abdecken.

Um einen wirtschaftlich wie energetisch optimalen Gebäudestandard zu erreichen, sollte eine professionelle Beratung und Baubegleitung durch Sachverständige genutzt werden, die für eine KfW-Förderung ohnehin erforderlich ist. Sie wird ebenfalls mit bis zu 80% bezuschusst und hilft, die gewünschte energetische Qualität nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis zu erreichen.

 

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