Newsletter 06/19

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Neues zu GEG und steuerl. Förderung, Energieaudits und seriellem Sanieren

Ausgabe 6/19 vom 16. Dezember 2019


Liebe Leserinnen und Leser,
 
sie war noch zwei Jahre jünger als Greta: Als ich vor einigen Wochen in Dortmund eine Podiumsdiskussion zum Klimaschutz moderieren durfte, war auch eine Vierzehnjährige dabei. Mit bewundernswerter Gelassenheit begründete das Mädchen seinen Einsatz für deutlich größere Anstrengungen gegen den Klimawandel. Mit der gleichen Ruhe verwies sie, angesprochen auf konkrete Schritte und eine Bewertung des Klimapakets der Bundesregierung, auf die „Scientists-for-Future“-Bewegung. Aus f4f und s4f ist ein funktionierendes Tandem aus öffentlichem Druck und dessen Kanalisation in richtiges Handeln geworden.
Ganz so jung wie mein Gesprächsgast auf dem Podium sind die Kolleginnen und Kollegen nicht, die wir in den letzten Monaten beim Öko-Zentrum NRW einstellen konnten. Dafür kommt das genannte Tandem-Prinzip bei ihnen in einer Person zusammen: der Wille, etwas zu verändern und eine wissenschaftsbasierte fachliche Kompetenz, um dies in der täglichen Arbeit umsetzen zu können. Fast ein Dutzend neue Mitarbeiter/innen hat das Öko-Zentrum NRW in den letzten zwei Jahren bekommen und damit den Teamschnitt deutlich verjüngen können. Ein Grund mehr, optimistisch auf 2020 zu schauen. Und für mich auch persönlich ein gutes Gefühl, zu sehen, dass hier etwas „nachwächst“.
 
In diesem Sinne wünscht ein Frohes Fest und einen Guten Rutsch ins neue Jahr
 
Ihr
Manfred Rauschen
Geschäftsführender Gesellschafter


Nächster Halt: Vermittlungsausschuss –
steuerliche Förderung von Sanierungen weiter auf dem Weg durch die Instanzen
Im letzten Newsletter war es ein Hauptthema: Zur Flankierung seines „Klimaschutz-Pakets“ hat das Bundeskabinett auch eine Art „Steuervorteile-Paket“ auf den Weg gebracht. Der im Oktober vom Bundesfinanzministerium vorgelegte Gesetzentwurf beinhaltet die lange geplante fiskalische Förderung der energetischen Sanierung. Bei den Verbänden erntete das Papier allerdings massive Kritik, da es - anders als KfW-Förderungen - keine Qualitätskontrolle durch Sachverständige vorsieht. Wie ist nun der Stand des Gesetzentwurfes?
Bei Redaktionsschluss gab es hierzu noch keine Klarheit. Der Bundesrat hat Ende November den Vermittlungsausschuss eingeschaltet. Nach der am Montag (16.12.) erzielten Einigung zum Klimapaket sollte eigentlich auch die steuerliche Förderung beschlossen werden, eventuell muss aber eine Arbeitsgruppe noch „nachschleifen“. Läuft alles nach Plan, könnte das Gesetz am 20. Dezember im Bundesrat beschlossen werden und schon zum Jahreswechsel in Kraft treten. In unserer Zusammenfassung informieren wir Sie laufend über den aktuellen Stand.  
 
 
Novelle zu Energieaudits in Kraft - neue „Ausfüllhilfe“ erleichtert die Online-Meldung
Der Ausgangstext trat vor neun Jahren in Kraft, die Novelle dazu vor gut drei Wochen: Das neue „Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienz-Maßnahmen“ vom 26.11.2019 soll die bisherigen Regelungen zu verpflichtenden Energieaudits weiterentwickeln und vereinfachen. So gibt es jetzt eine Bagatellgrenze für Unternehmen mit geringem Energieverbrauch: Auditpflichtige Firmen mit einem Gesamtenergieverbrauch von maximal 500.000 kWh müssen kein komplettes Audit mehr durchführen, sondern können eine vereinfachte Form wählen.
Alle Energieaudits sollen zukünftig über ein neues Online-Formular beim BAFA gemeldet werden. Für etwaige Unklarheiten gibt das BAFA eine neue, immerhin 13-seitige „Ausfüllhilfe“ an die Hand – die angestrebte „Vereinfachung“ hat eventuell noch Luft nach oben. Der Link zu dem BAFA-Hilfsmittel wie auch alles Wissenswerte zur EDL-Novelle steht auf unserer Website.
 
 
„Auf ein Neues“ …: Fachartikel und aktualisierter Fahrplan zum Gebäudeenergiegesetz
Es ist gute Tradition bei diesem Newsletter: keine Ausgabe ohne Neuigkeiten zum Gebäudeenergiegesetz (GEG). Da man Brauchtum pflegen soll, erst recht in der Adventszeit, sagen wir auch diesmal: „Auf ein Neues“. Genau diese Überschrift trägt nicht zufällig ein Artikel, den unser Kollege Jan Karwatzki für den „Gebäudeenergieberater“ zum GEG verfasst hat und den wir Ihnen dank des Entgegenkommens der Fachzeitschrift zur kostenlosen Lektüre anbieten können.
„Neues“ gibt es aber tatsächlich beim GEG, nämlich einen überarbeiteten Fahr- und Zeitplan: Noch kurz vor Weihnachten, am 20.12., berät der Bundesrat in erster Lesung über das Gesetz. Inhaltlich vorbereitet wurde das von Fachausschüssen – die in einer „Empfehlungsdrucksache“ satte 120 Änderungen vorschlagen. Sollten auch die weiteren Lesungen im Bundestag und Bundesrat mit einem Ja zum GEG enden, könnte dieses im Herbst 2020 endlich in Kraft treten - und unsere Tradition eine Zeitlang pausieren. Wir werden sehen.
 
 
Sanieren in Serie: Energiesprong-Prinzip auch in Deutschland auf dem Vormarsch
Der Name sagt es: Serielles Bauen bedeutet Bauen in Serie. Wer so baut, hat viele Vorteile, vor allem bei Tempo und Kosten. Wer so baut, hat aber auch ein Imageproblem: Zu frisch ist bei vielen Deutschen die Erinnerung an Plattenbauten und Stadtrand-Brennpunkte. Während der Neubau sich noch hieran abarbeitet, entwickelt sich serielle Sanierung mehr und mehr zu einem interessanten Markt. Sichtbares Zeichen ist der „Energiesprong Volume Deal“, eine gemeinsame Absichtserklärung von Wohnungs- und Bauwirtschaft mit 26 Partnern.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena), die die Initiative eingefädelt hat, sieht darin „einen ersten Durchbruch bei der Marktentwicklung serieller Sanierungslösungen in Deutschland“. Rund 11.635 Wohnungen sollen in dem „Deal“ in den nächsten vier Jahren seriell saniert werden. Aber wie kann das laufen? Das aus den Niederlanden stammende Energiesprong-Konzept setzt auf digitalisierte Prozesse und viel Vorfertigung. Die Gebäude werden mit 3D-Scans erfasst und Fassaden sowie Solardächer millimetergenau vorfertigt – inklusive Fenstern, Dämmung und Außenputz. Auf der Baustelle erfolgt nur die Montage, das gilt auch für die vorgefertigten Energiemodule.
 
 
Positive Effekte aus negativen Kontobewegungen: KfW plant Einführung von Minuszinsen
Des einen Leid, des anderen Freud‘: Während die aktuellen Niedrig- und Negativzinsen für Sparer ein rotes Tuch sind, profitieren die, die eine Immobilie auf Pump finanzieren, von „billigem Geld“. Eventuell hat letztere Gruppe bald noch mehr Grund für gute Laune: Laut der FAZ plant die staatliche Förderbank KfW die Vergabe von Krediten zu negativen Zinssätzen. Das hieße: Kreditnehmer bekämen im besten Fall Geld gutgeschrieben, statt welches zu bezahlen.
Gelten soll die Umstellung laut der Zeitung für das gesamte Förderspektrum und alle Arten von Kreditnehmern. Kleiner Haken an der Sache: Zwar wolle die KfW schon Anfang 2020 zu Negativzinsen übergehen, doch werden Endkunden daraus wohl erst später Nutzen ziehen können: Sie bekommen den Kredit nicht direkt von der KfW, sondern von ihrer zwischengeschalteten Hausbank – und die kann eine Bearbeitungsgebühr aufschlagen. Erst wenn die weitergereichten guten Konditionen, zu denen sich die KfW selbst refinanziert, einen bestimmen Wert erreichen, kommt das bei den Endkunden an. Der FAZ-Artikel mit weiteren Hintergründen ist hier frei lesbar.
 
 
Die „Wärmewende“ ist bislang keine:
dena-Report offenbart Stillstand beim Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser
Drei Grad Außentemperatur wirken bei scharfem Ostwind deutlich kälter – weshalb in vielen Wettervorhersagen zusätzlich die „gefühlte Temperatur“ auftaucht. Auch bei den täglichen Nachrichten wird man das ungute Gefühl nicht los, dass zwischen Prognosen und Fakten eine Lücke klafft. Bei der Wärmeenergie stimmt der „gefühlte Stillstand“ leider – das offenbart der neue Gebäudereport der Deutschen Energie-Agentur (dena).
Nach den Berechnungen der Autoren betrug der Einsatz für Raumwärme und Warmwasser in Wohn- und Nichtwohngebäuden 2017 deutschlandweit 870 Terawattstunden – und lag damit sogar über dem Niveau von 2010 (865 TW/h). Hauptgrund seien fehlende Anreize für Sanierungen und den Einsatz innovativer Technologien. Mit dem Klimaschutzpaket der Bundesregierung verbindet die dena die vorsichtige Hoffnung, dass dieses die Phase der Stagnation beende. Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: Anders als häufig angenommen sind explodierende Grundstückskosten die stärksten Preistreiber, während Energieeffizienz-Maßnahmen kaum Auswirkungen auf die Miet- und Immobilienpreise haben. Den dena-Gebäudereport 2019 gibt es hier als kostenlosen Download.
 
 
Infos direkt vom kommunalen EnMS-Pionier:
Exkursion zum Kreis Viersen in Sachen ISO-50001-Zertifizierung
Was haben Bistard, Ompert und Mauswinkel gemeinsam? Und was verbindet Hoser, Rahser und Sittard mit Ummer? All das sind Ortsteile von Viersen. Das muss man nicht unbedingt wissen, wer allerdings im Bereich Energieeffizienz arbeitet, bei dem sollte es bei Viersen „Klick“ machen: Als erste - und bisher einzige - kommunale Einrichtung kann der Kreis Viersen eine ISO-50001-Zertifizierung vorweisen. Damit es ein paar mehr werden, laden B.A.U.M. Consult, das Öko-Zentrum NRW und der Kreis Viersen für den 22. Januar 2020 ein zu einer Exkursion.
Die Fahrt an den Niederrhein lohnt sich nicht nur wegen der Infos über ein Best-practice-Beispiel: Die Einführung und Zertifizierung eines Energiemanagementsystems (EnMS) nach ISO 50001 in Kommunen sowie kommunalen und gemeinnützigen Einrichtungen wird derzeit über die Kommunalrichtlinie gefördert. Interessenten an der Exkursion sollten nicht zu lange zögern: Die Anmeldefrist endet am 6. Januar und die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt.
 
 
FES-Studie zum Klimaschutz: Vor- und Fehlurteile gehen über die Wupper
In Wuppertal haben schon viele unglaubliche Geschichten ihren Anfang genommen, so die vom Elefanten, der aus der Schwebebahn fiel. Allerdings: Diesen Dickhäuter gab es wirklich – was ihn von vielen Mythen rund um den Klimawandel unterscheidet. Wie sich bei diesem Thema Tatsachen von Desinformation trennen lassen, zeigt ein fünfköpfiges Autorenteam aus dem Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie: Für die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hat die Gruppe die Studie „Die Debatte um den Klimaschutz - Mythen, Fakten, Argumente“ erarbeitet.
Auf knapp 70 Seiten liefern die Forscher eine faktenbasierte Analyse und den Nachweis, dass eine zukunftsfähige Energie- und Klimapolitik sehr wohl im Einklang mit Wohlstand und sozialem Fortschritt möglich ist. Inhaltliches Gerüst sind zehn weit verbreitete Fragestellungen, wie „Zerstört die Verkehrswende die Automobil-Wirtschaft?“. Für den kostenlosen Download hier klicken.
 
 
Termine und Lehrgangsstarts
Erweitern Sie Ihre Kompetenz und damit Ihren Kundenkreis. Auf unserer Internetseite finden Sie eine Übersicht unserer Fernlehrgänge und Online-Seminare.


Hier eine Vorschau auf die nächsten Termine:
seit 13.12.2019  -        Fernlehrgang baubiologie24“ (Einstieg noch möglich)
08.01.2020        -        „Wir machen Experten“ – das Weiterbildungsangebot
                                    des Öko-Zentrums NRW (kostenlose Online-Veranstaltung)
ab 17.01.2020   -        Fernlehrgang gebäudeenergieberater24
ab 17.01.2020   -        Fernlehrgang energieplaner24
22.01.2020        -        „Energiemanagement in der Kommunalverwaltung“
                                    (Exkursion zum Kreis Viersen)
ab 24.01.2020   -        Fernlehrgang effizienzhausplaner24
ab 30.04.2020   -        Fernlehrgang feuchteschimmel24“ (Köln)
 
Kennen Sie schon unsere Online-Seminare?
 
Tagungen und Kongresse:
24.04.2020       -        Kommunenveranstaltung 2020
 

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