alle reden vom Klimaschutz, keiner von der Pflege. Genauer: keiner mehr. Denn je besser sich die Corona-Zahlen und je dramatischer sich die Klima-Prognosen entwickelt haben, desto stärker wurde das eine Thema vom anderen überlagert. Das zeigt, wie launenhaft die öffentliche Meinung ist – und gibt zu denken, weil beide Bereiche extrem wichtig und die Probleme hier wie dort ungelöst sind. Vor allem aber: Beide Themen haben Parallelen - und Lösungswege wären eventuell übertragbar.
Wie der Gesundheitssektor ist der Klimaschutz ein Markt, in dem großer Bedarf auf (zu) wenig Personal trifft. Was aber nützt das beste Förderprogramm, wenn die Leute fehlen, um es umzusetzen? Bestes Beispiel ist die Energieberatung, die oft am Anfang der Handlungskette steht. Die Zeitschrift „Gebäude-Energieberater“ befragt schon seit vielen Jahren dieses Marktsegment – und stellt mit schöner Regelmäßigkeit die gleichen Probleme fest: Die Branche ist überaltert, es fehlt an Nachwuchs.
Das erstaunt auf den ersten Blick, denn die Umfrageteilnehmer/innen sind motiviert und umweltbewusst, melden hohe Nachfrage und steigende Umsätze. Aber viele betraten (oft Anfang der 2000er Jahre) das Feld der Energieberatung, um sich im Wettbewerb zu profilieren; mit wachsender Nachfrage wurde die Zusatzqualifikation dann zum Vollzeitjob. In Zeiten, in denen alle Bauberufe ausgelastet sind, entfällt ein solches Einstiegsmotiv. Wie in der Pflege ist es daher auch hier notwendig, am Image zu arbeiten und die Chancen des Berufes herauszustellen. Nie war der Bedarf größer und der Job sicherer, denn die jetzigen guten Rahmenbedingungen in Sachen Förderung und Gesetzgebung werden sich tendenziell noch verbessern. Es liegt an uns allen, dies deutlich zu machen und die High-Potentials von morgen für den Markt zu interessieren. Das auch im eigenen Interesse, denn: keine Energiewende ohne Energieberatung.
In diesem Sinne grüßt
Ihr Manfred Rauschen
Geschäftsführender Gesellschafter