während diese Zeilen entstehen, blickt die Öffentlichkeit gespannt nach Düsseldorf: Dort läuft gerade eine Pressekonferenz, in der die kommende NRW-Landesregierung ihren Koalitionsvertrag vorstellt, der noch am Wochenende durch die jeweiligen Parteigremien bestätigt werden soll.
Es gilt als wahrscheinlich, dass es ein von den Grünen besetztes Superministerium nach „Habeck-Modell“ geben wird, in und von dem unter anderem die Dekarbonisierung der industriellen Prozesse im Bundesland mit den energieintensivsten Industrien vorangetrieben werden soll. Aber wie wird die dringend erforderliche Weichenstellung für eine Sanierungsoffensive der Gebäude geplant, wie die Intensivierung kommunaler Wärmeplanung und wie der Ausbau des Nachhaltigen Bauens? Wie werden die nur in holistischer Herangehensweise zu bewältigenden Fragen von Verkehr, Bauen und Klimaschutz in der Industrie gelöst, wenn sie nicht nur in die Zuständigkeit unterschiedlicher Ministerien fallen, sondern auch in die von Politikerinnen und Politikern mit unterschiedlichen Ambitionen in Sachen Klimaschutz? Das Thema Bauen erfordert nicht nur große (Ent-)Würfe und verbesserte Strukturen in Forschung, Beratung und Förderprogrammen, es braucht auch viele gute Entscheidungen in Details - und mitunter den Mut zum Unpopulären (wie die Verknüpfung des Neubaus mit strikten Nachhaltigkeitskriterien).
Die Dekarbonisierung der Zementindustrie muss nicht nur im zukünftigen Klimaschutzministerium vorangetrieben, sondern auch mit baupolitischen Entscheidungen flankiert werden. Dazu gehört ein Bekenntnis zum Bauen mit Holz, begleitet durch eine Wissenschaftsinitiative, die Ausbildung von Ingenieuren und gezielte Förderprogramme. In fünf Jahren, nach Ablauf der neuen Legislaturperiode, wird sich die schwarzgrüne Landesregierung daran messen lassen müssen, ob zumindest die Hälfte der Treibhausgasemissionen der NRW-Zementproduktion eingespart wurde und ob die Sanierungsquote bei Gebäuden, unter anderem durch stärkeren Einsatz industriell vorgefertigter Bauteile, auf landesweit mehr als zwei Prozent gestiegen ist.
Das Öko-Zentrum NRW bietet wie immer seine Hilfestellung an, bleibt aber auch unabhängig von Düsseldorfer Trends seiner Aufgabe verpflichtet, das klimaschonende und nachhaltige Bauen voranzubringen.
Ihr Manfred Rauschen
Geschäftsführender Gesellschafter