Ausgabe 01/19

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Mindestwärmeschutz, Energieaudits stehen an, NRW startet Auszeichnungsprojekt, Impulspapier von Muster-Kommunen

Ausgabe 1/19 vom 7. März 2019


Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung? Ganz sicher, wenn auch wohl eher unter dem volkstümlicheren Namen „Kohlekommission“. Aber kennen Sie auch die Gebäudekommission? Wenn nicht, würde es mich nicht wundern.
Wie bei der Kohle sollte auch im Gebäudebereich ein Fachgremium eingesetzt werden, um Vorschläge zu entwickeln, wie durch energieeffizientes Bauen und Sanieren ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann - so jedenfalls der ursprüngliche Plan der Bundesregierung. Der Haken an der Sache: Die Kommission ist schon sanft entschlummert, bevor sie überhaupt ins Arbeiten kam. Man habe selbst Experten genug, erfuhr das Handelsblatt als Begründung aus nicht näher genannten „Koalitionskreisen“.
Schade. Denn zusammen mit der Kommission wurde auch eine große Chance begraben, einen zwischen allen Interessengruppen abgestimmten Weg zu mehr Klimaschutz beim Bauen und Sanieren einzuschlagen. Eine übergreifend besetzte Kommission hätte insbesondere das Potenzial gehabt, den seit langem schwelenden Konflikt zwischen Klimaschutz und steigenden Baukosten zu befrieden.
Hätte, hätte, hätte … Aber auch ohne Gebäudekommission gilt: Es darf keine Zeit mehr verschwendet werden. Veränderungen im Gebäudebereich müssen langfristig angelegt werden und nachhaltig wirken. Höchste Zeit, damit anzufangen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – oder das Wahlverhalten einer Generation von Schulschwänzern.
 
Ihr Manfred Rauschen
Geschäftsführender Gesellschafter
 
 
 
„Mindestwärmeschutz ist eine geschuldete Planungsleistung - und hat nicht nur mit Normen zu tun“: neuer KlarText! aus Anlass des jüngsten BGH-Urteils
Mindestwärmeschutz ist eine bauordnungsrechtliche Angelegenheit. „Aber nicht nur“, sagt Jürgen Veit. Der Fachleiter des Öko-Zentrums NRW plädiert dafür, das Thema auch als Verpflichtung für jeden Bauakteuer zu sehen: Der Mindestwärmeschutz sei „zivilrechtlich eine geschuldete Leistung der Planung und Ausführung und muss immer dann beachtet werden, wenn ein Eingriff in die bauphysikalischen Bedingungen passiert. Dabei sind die einschlägigen Normen nur ein Teil dessen, was als allgemein anerkannte Regeln der Technik zu beachten ist“.
Anlass für diesen Gedanken ist ein Grundsatzurteil, das der Bundesgerichtshof im vergangenen Dezember gesprochen hat. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, erfahren Sie in einem neuen „KlarText!“ auf der Website des Öko-Zentrums NRW (seit dem Umzug auf unsere neue Homepage ist dieser Beitrag leider nicht mehr verfügbar).
 
 
Alle (vier) Jahre wieder: Energieaudits stehen an – und Änderungen daran wohl auch
Vier Jahre sind eine gängige Laufzeit. Sie gilt für die Legislaturperiode des Bundestags und ebenso für Energieaudits. Wer sich vor Augen führt, dass der Erfüllungszeitpunkt der ersten Energieaudits der 05.12.2015 war, dem wird klar: Bei vielen Unternehmen rückt das Thema nun wieder ins Blickfeld. Denn mindestens vier Jahre nach der Erstdurchführung und turnusmäßig alle weiteren vier Jahre ist ein Energieaudit unter Beteiligung akkreditierter Energieauditoren durchzuführen. Große Unternehmen sind laut Gesetz hierzu verpflichtet - und auch Unternehmen mit mehr als einem Viertel kommunaler Beteiligung.
Das BAFA hat diese Aktualität genutzt, um den Auditoren wichtige Arbeitshilfen an die Hand zu geben: Im Februar wurde einerseits ein Leitfaden zur Erstellung von Energieaudit-Berichten nach DIN EN 16247-1 fertiggestellt und das Merkblatt für Energieaudits überarbeitet. Vielleicht müssen die Unterlagen aber schon bald wieder aktualisiert werden: Der Bundesverband der Gebäude­ener­gieberater (GIH) mutmaßt in seinem Blog, es seien „Änderungen bei Energieaudits vor Sommerpause wahrscheinlich“.
Der Hintergrund: Rechtsgrundlage der Audits ist das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G)– und das werde derzeit vom Bundeswirtschaftsministerium überarbeitet. Geplant sei eine Auditbefreiung für Unternehmen mit weniger als 500.000 kWh Jahresverbrauch, damit fielen rund 3.500 Unternehmen aus der Pflicht. Die Gesetzesnovelle soll noch vor der Sommerpause in Kraft treten, vermutet der GIH, schränkt aber zugleich ein, der Entwurf „ist jedoch noch nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt“. Der GIH hat Verbesserungsvorschläge zur EDL-G-Novelle erarbeitet, die ebenfalls in seinem Blog zu lesen sind.
 
 
NRW startet Auszeichnungsprojekt für energieeffiziente Nichtwohngebäude
Ihr Anteil am Gebäudebestand liegt bei rund einem Achtel, der beim Energieverbrauch aber bei mehr als einem Drittel: Die Rede ist von Nichtwohngebäuden. Es ist an der Zeit, in diesem Segment stärker tätig zu werden. Zwischen Rhein und Weser soll das Auszeichnungsprojekt „Energieeffiziente Nichtwohngebäude in NRW“ einen Anreiz dafür schaffen.
Eigentümer, Betreiber oder Planer von energieeffizienten Schulen und Bürogebäuden können sich bei der EnergieAgentur.NRW bewerben, um für ihr Gebäude das entsprechende „Label“ in Form einer auffälligen Info-Tafel zu bekommen. Berücksichtigt werden Neubau- und Sanierungsvorhaben, die bereits abgeschlossen oder in der Planung sind. Ausgewählte Projekte können zusätzlich eine Förderung für ein Energie-Monitoring erhalten.
Übrigens: Das Öko-Zentrum NRW hat im Auftrag der EnergieAgentur.NRW die Grundlagenarbeit für das Projekt geleistet, nämlich die energetischen Bewertungskriterien entwickelt, die Grenzwerte für die Auszeichnung hergeleitet (CO2-Emissionen) sowie vereinfachte Empfehlungen zum nachhaltigen Bauen formuliert. Die Dokumentation dazu und alle weiteren Unterlagen sind online verfügbar.
 
 
Rentabilitätsberechnung zweipunkteins:
kostenloses Tool zur Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierungen
Eine energetische Modernisierung hilft der Umwelt. Aber rechnet sie sich auch? Das zu beurteilen, erleichtert ein Berechnungstool des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das nun optimiert wurde. Das Angebot richtet sich an Architekten und Energieberater, aber auch an interessierte Gebäudeeigentümer.
Die Website des BBSR stellt die zahlreichen Methoden vor, die Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierungen zu berechnen. Für Einzelmaßnahmen bei Wohngebäuden – so die Dämmung von Wänden oder Dächern – lässt sich dort ein kostenloses Berechnungstool herunterladen, das jetzt in Version 2.1 vorliegt. Mit ihm können die Anwender die Amortisationszeit, den rentierlichen Grenzpreis für die Kilowattstunde Heizenergie sowie den zu erwartenden Kostenvorteil ermitteln. Außerdem wird überschlägig die prospektive Energieeinsparung berechnet. Die BBSR-Website bietet zudem umfassende Infos zu den Anforderungen der Energieeinsparverordnung.
 
 
Nicht Wohnungsnot gegen Klimaschutz ausspielen: Impulspapier von Muster-Kommunen
In Deutschland fehlt Wohnraum. Also müssen wir bauen. Um schnell bauen zu können, müssen wir Blockaden abbauen - notfalls auf Kosten von Umwelt- und Klimaschutz. So einfach sieht die (Bau-)Welt aus der Sicht mancher Politiker aus. „Falsch“, sagt hingegen der „Arbeitskreis Kommunaler Klimaschutz“. Dessen Sicht, betont mit einem in solchen Gremien eher seltenen Ausrufezeichen: „Das teilweise geforderte Absenken von energetischen Standards aufgrund des hohen Baudrucks hätte fatale Folgen. Hier würden Chancen für Jahrzehnte verpasst!“
Das Zitat ist entnommen dem soeben veröffentlichten Impulspapier „Nachhaltig Wohnraum schaffen“ des bundesweiten Arbeitskreises Kommunaler Klimaschutz. Mit seiner Schriftenreihe will dieser Impulse geben für den kommunalen Klimaschutz. Das lesenswerte Memorandum lässt sich hier herunterladen.
 
 
„Kommunen-Tagung“ zeigt auch 2019 die Trends des kommunalen Bauens und Sanierens
Billy Wilders Filmerfolg machte es berühmt und zu einem geflügelten Wort: „Das verflixte 7. Jahr“. Auch die Veranstaltung, die das Öko-Zentrum NRW und weitere Partner jährlich durchführen, kann 2019 auf beachtliche sieben Jahre zurückblicken. Der Unterschied zum Kinohit: von Krise keine Spur, auch die kommende Auflage der „Kommunentagung“ am 17. Mai kann wieder mit einem hoch interessanten Programm aufwarten, das speziell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten ist.
Die diesjährige Kommunentagung gliedert sich in vier Themenblöcke mit insgesamt 13 Beiträgen. Im ersten Block geht es um kommunale Konzepte zur Anpassung an den Klimawandel, im zweiten um Fördermöglichkeiten im Zusammenhang mit der aktuellen Kommunalrichtlinie und dem kommunalen Energiemanagement. Die Energieeffizienz von Gebäude und die Rechtslage dazu bilden den dritten Schwerpunkt, bevor wir uns abschließend einigen innovativen Aspekten zuwenden, so den Möglichkeiten des Bauens mit Holz und neuen Formen des Wohnungsbaus (bis hin zu Tiny Houses). Mitveranstalter der Tagung sind der Städte- und Gemeindebund NRW, die Kommunal-Agentur NRW und die EnergieAgentur.NRW. Ausführliche Infos gibt es hier.
 
 
Mit 21 Jahren schon 15 Milliarden auf dem Konto: Wie das geht, verrät die „Denkfabrik“
„Denken. Fühlen. Wissen.“ lautet der Anspruch von Deutschlandfunk (DLF), Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen, kommuniziert in einer breiten Werbekampagne. Inwieweit die stimmt, können Sie anhand der „Denkfabrik“ exemplarisch im DLF testen. Eines der Schwerpunkte dieser Reihe heißt „Übermorgen. Klimawandel. Nachhaltigkeit“.
Es geht hier zwar wenig um Bauen (damit befassen Sie sich ja eh schon die ganze Woche), aber um viele andere interessante Aspekte. Ein Beispiel: Felix Finkbeiner. Der kann über Greta Thunberg nur müde lächeln: Mit neun (!) Jahren gründete der gebürtige Bayer die Organisation "Plant for the Planet“. Die hat inzwischen 15 Milliarden Bäume weltweit gepflanzt. Nun ist der Mann zarte 21 und strebt ein neues Ziel an – nämlich weitere 1.000 Milliarden Bäume … Die Denkanstöße aus der „Denkfabrik“ hören Sie hier.

 
 
Termine und Lehrgangsstarts
Erweitern Sie Ihre Kompetenz und damit Ihren Kundenkreis. Auf unserer Internetseite finden Sie eine Übersicht unserer Fernlehrgänge und Online-Seminare.

Hier eine Vorschau auf die nächsten Termine:
 
13.03.2019        -        ONLINE-Seminar: "Ökobilanzen"
20.03.2019        -        ONLINE-Seminar: „Lebenszyklusanalysen für das nachhaltige Bauen"
04./05.04.2019  -        Workshop „Erstellung von Gutachten zum Feuchteschutz“ (Hamm)
10.04.2019        -        ONLINE-Seminar: "Energieeffizienz von Gebäuden / GEG“
ab 03.05.2019   -        Fernlehrgang „gebäudeenergieberater24“ (Hamm)
15.05.2019        -        ONLINE-Seminar: „Energieeffizienz von Gebäuden / GEG“
23.05.2019        -        ONLINE-Seminar: „Bilanzierung von Anlagentechnik nach DIN V 18599"
ab 24.05.2019   -        Fernlehrgang: „energieplaner24“ (Hamm)
29.05.2019        -        Workshop „Lüftung von Schulen und Klassenräumen“ (Hamm)
ab 07.06.2019   -        Fernlehrgang „baubiologie24“ (Hamm)
ab 05.07.2018   -        Fernlehrgang „effizienzhausplaner24“ (Hamm)
 
Tagungen und Kongresse:
17.05.2019 – Kommunenveranstaltung 2019

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